Kennt ihr das auch?
Man spricht eine wildfremde Person an und ist kurzerhand in einem langen Gespräch verwickelt! 🙂 Ich finde das toll und doch geschieht es leider viel zu selten.
Heute begann ich mit einer Frau und ihrem kleinen Hund zu plaudern. Wir trafen uns beim Ausgang des Einkaufzentrums und ich hatte meine Einkäufe bereits erledigt. Als mich ein Hustenanfall durchschüttelt, fragt mich die Dame ganz besorgt, ob sie mir wohl helfen könnte und was denn los sei. Ich erklärte ihr, dass ich noch mit den Nachwirkungen einer Lungenentzündung zu kämpfen habe und mir vor allem der Husten heftige Schmerzen an beiden Brustkorbseiten bereitet.
Sie wusste genau was ich meine, da sie selbst bereits eine Lungenentzündung hatte (als Folge eines Rippenbruchs). Sie bestand daraufhin, mich nach Hause zu begleiten und mir meine gefüllte Einkaufstasche abzunehmen. Nach einigem Zögern willigte ich ein. Ich zögerte nicht, weil ich ihr nicht traute oder so – ganz und gar nicht – sondern weil es mir einfach schwer fällt, Hilfe anzunehmen.
Jedenfalls, meine Tasche wurde kurzerhand auf den vorgehängten Elektromotor des Rollstuhls geklemmt und wir machten uns gemütlich auf den Weg. An der Langsamkeit war ich Schuld, da mir sogar das Laufen Schmerzen bereitet und ich einfach noch nicht richtig fit bin. Unterwegs setzten wir unser Gespräch fort. Wir stellten fest, dass ihre Tochter gerade mal ein Jahr älter ist als ich und einige Parallelen zu mir hat. Wir kamen auch auf das SPZ (Schweizerische Paraplegiker Zentrum Nottwil) zu sprechen. Wie gross war mein Erstaunen, als sie erklärte, dass sie einen Bekannten von mir auch kenne! Wie klein die Welt doch ist… ich denke dies immer wieder! 🙂
Irgendwann kamen wir bei mir zu Hause an. Einladen konnte ich sie leider nicht, da ich in der obersten Etage wohne und das Gebäude keinen Lift besitzt. 🙁 Dafür wurden kurzerhand Email-Adressen ausgetauscht und beschlossen, dass man sich bestimmt wieder einmal sieht. Sie selbst wohnt genau in der entgegengesetzten Richtung von mir, aber doch noch gut erreichbar.
Nach einem herzlichen Abschied und beidseitigen guten Wünschen ging ich alleine hoch in meine Wohnung. Erst jetzt wurde mir klar, welche Hilfe sie mir war. Das Tragen der schweren Tasche verstärkte die Schmerzen ungemein und ich bezweifle, dass ich den ganzen Weg alleine geschafft hätte. Nochmals ein riesengrosses Dankeschön!
Wieso können nicht mehr Menschen so sein? Spontan, freundlich und hilfsbereit?
Schon ein kleines Lächeln oder ein freundliches Wort macht die Welt des Gegenübers etwas schöner. Wieso verstecken wir uns also hinter dem Handy, unter Kopfhörern und ignorieren so das Umfeld? Es gibt so viele einsame Leute, wieso muss das so sein? Reicht doch dem Gegenüber auch mal die hilfsbereite Hand, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, sondern einfach so. Das beginnt in der Familie, bei Freunden, im Geschäft, bei den Nachbarn und hört irgendwann bei uns noch fremden Menschen auf… Getraut euch ruhig, verlieren könnt ihr dabei nichts. Im Gegenteil:
Ihr werdet feststellen, dass auch ihr glücklicher seid dadurch! 🙂
P.S.: Zwei Tage später traf ich die Frau mit ihrem kleinen Hund nochmals und lernte dabei sogar ihre Tochter und weitere Bekannte von ihr kennen. Es hat mich sehr gefreut und ich denke, man hört auch weiterhin von einander. 🙂